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ChatGPT Drama - Sam Altman & OpenAI

ChatGPT Drama - Sam Altman & OpenAI

In nicht einmal einer Woche hat uns OpenAI gezeigt, wie instabil der heisseste Scheiss aus dem Silicon Valley ist. Die Firma, die mit inzwischen $80 Mrd bewertet ist, verhaelt sich nicht nur kommunikativ wie ein Haufen Teenager, die ihre erste Konfrontation in der woechentlichen Diskussions-AG erleben. Chronologie und Analyse der Ereignisse.

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Sam Altman & OpenAI - Die Chronologie

Mein Lieber Herr Gesangsverein… was zur Hoelle wurde denn da bitteschoen im Silicon Valley geraucht? Gut, der Mission District in San Francisco, also dort wo OpenAI sein Headquarter hat, ist seit jeher fuer einen etwas toleranteren Umgang mit bewusstseinserweiternden Substanzen bekannt, aber so? Wirklich?

Schauen wir uns mal an, was da genau passiert ist:

  • 17. November
    OpenAI Gruender und bis dato CEO Sam Altman soll in einen Google Meet-Call kommen und erfaehrt dort, praktisch zwischen Tagesschau und Wetterkarte, dass er gefeuert wird. Mehr noch… sein Mitgruender Greg Brockman wird parallel dazu noch aus dem Vorstand entfernt!

    Bis zu diesem Zeitpunkt bestand der Vorstand aus den OpenAI-Gründern Sam Altman, Greg Brockman, Ilya Sutskever und drei "unabhaengigen" Mitgliedern Adam D'Angelo (CEO Quora), Tasha McCauley und Helen Toner. Zuvor waren Elon Musk, Reid Hoffmann und Shivon Zilis aus dem Vorstand ausgeschieden, was zu einer Patt-Situation zwischen Gründern und nicht-leitenden Mitgliedern fuehrte.

    Zur gleichen Zeit wurden Investoren, Mitarbeiter:innen und Partner wie Microsoft informiert… und ja, selbstverstaendlich ging es damit auch direkt an die Oeffentlichkeit und das mit einer Erklaerung, die alles andere als… sagen wir mal gluecklich war: “Mangelnde Transparenz”. Oder wie ich es nennen wuerde: Schnellbinder fuer die Geruechtekueche. Was eine PR-Katastrophe!

  • 18. November
    Waehrend Belegschaft und die Oeffentlichkeit weiterhin nicht wissen, was dann da fuer eine Abrissbirner auf sie zuschwingt, kuendigt Sam Altman umgehend an, nun ein neues Startup auf die Beine zu stellen. Der schnelle Schuss aus der Huefte trifft nicht nur Mitgruender Greg Brockman, sondern auch diverse Fuehrungskraefte. Diese kuendigen naemlich an, dass sie ihm folgen werden.

    Und waehrend Altman und Team mit jeder verstreichenden Minute merken, welche dominierende Machtposition sie inne haben, schaltet man im Bundesstaat Washington langsam in den Panikmodus. Microsoft hat ein Problem! Unter Satya Nadella wurde immerhin gut $13 Mrd in OpenAI investiert und wer sich die letzten 12 Monate und wie umfassend die Technologien des Startups in die Microsoft-Produkte integriert wurden: mehr Worst Case geht gar nicht mehr!

    Parallel beginnen erste Gespraeche ueber die Rueckkehr Altmans zu OpenAI, nur der weiss inzwischen, dass er inzwischen nicht nur den Spatz in der Hand hat, sondern ihm auch saemtliche Tauben auf dem Dach gehoeren… und er stellt Bedingungen… die nicht erfuellt werden. Mehr noch, die Frist fuer einen geforderten Ruecktritt des verbleibenden Vorstands verstreicht.


  • 19. November
    Am Sonntag versucht es der Vorstand mit einem Befreiungsschlag der Marke “All In”. Emmet Shear wird zum neuen CEO ernannt, wohlgemerkt waehrend Microsoft und Investoren weiterhin ueber eine Rueckkehr Altmans verhandeln. Der kehrt tatsaechlich am Abend ins OpenAI HQ zurueck… ergebnislos!

  • 20. November
    Und wenn man nun denkt, dass dieses Chaos gar nicht mehr schlimmer werden koennte… Microsoft CEO Satya Nadella haut folgenden Tweet raus:

    Sensationell, aber auch durchaus ein richtig smarter Move. Letztendlich schiebt er sich damit kommunikativ in die bestimmende Position und dies half natuerlich auch dem Aktienkurs der Windows-Macher:innen. Der erreicht naemlich einen neuen Hoechststand, wobei ich da ehrlich gesagt nicht wirklich drueber gluecklich waere. Die SEC wird sich das ganz genau anschauen… vor allen Dingen dann, wenn Altman und Team nicht zu Microsoft wechseln!

    Begeistert von dieser Meldung, unterzeichnen gut 95% der OpenAI Mitarbeiter:innen einen Brief in dem sie erklaeren, dass sie das Unternehmen verlassen werden, wenn keine Loesung gefunden wird. Mehr noch… sie wuerden auch “ruebermachen”… also zu Microsoft!

    Uebrigens sind darunter u.a. auch Mira Murati und Ilya Sutskever, die jeweiligen Interims-CEO… ja, der gute Emmet Shear hat nicht wirklich lange durchgehalten. Spannend hierbei: Ilya Sutskever gibt sich reumuetig und haut Entschuldigungstweets raus:

    ”I deeply regret my participation in the board's actions. I never intended to harm OpenAI. I love everything we've built together and I will do everything I can to reunite the company.”

  • 22. November
    Sam Altman kehrt zurueck… also in “die Mission” nach San Francisco und zu OpenAI. Es soll auch einen neuen Vorstand geben, dem dann u.a. Bret Taylor von Salesforce und der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers angehoeren.


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Die Gewinner und Verlierer

Sam Altman 2019, Bloomberg News

Der klare Gewinner dieses (soon to come) Netflix-Dramas? Sam Altman. Er konnte innerhalb kuerzester Zeit die ueberwaeltigende Mehrheit der Belegschaft hinter sich versammeln. Mehr noch: seine Rueckkehr ist eine reine Siegesparade, denn letztendlich hat er damit den bisherigen Vorstand nicht nur geschwaecht und blossgestellt, die zukuenftige Zusammensetzung duerfte verdammt Pro-Altman sein!

Sam Altman und Satya Nadella auf dem OpenAI DevDay (AFP)

Satya Nadella geht ebenfalls gestaerkt aus dieser Nummer! Seine progressive Strategie und die Art und Weise, wie er versuchte die Kommunikationshoheit zu erlangen, das duerfte das von Microsoft getaetigte Investment in eine weitaus staerkere Position schubsen als zuvor. Und das laesst er auch umgehend alle wissen:

“One thing I’ll be very, very clear [about] is, we’re never going to get back into a situation where we get surprised like this ever again. If we go back to operating like on Friday, we will make sure we are very, very clear that the governance gets fixed in a way that we really have more surety and guarantee that we don’t have surprises.” - Satya Nadella

Und wer zaehlt hier nun zu den Verlierern?

Wir alle! Die Stimmen der Vorsicht, die Mahner:innen bzgl. einer gedrosselten Weiterentwicklung der Technologien… all die Menschen, die sich fuer Transparenz und Regeln einsetzen, die wurden nicht nur Seite gedraengt, die sind zum Teil wirklich weg vom Fenster.

Aber wovor hatten die denn ueberhaupt alle solche Angst?


MeTacheles hat nun auch einen WhatsApp-Kanal, den ihr unter https://t.ly/WhatsTacheles abonnieren koennt.

Keine Angst, ihr werdet dort nicht mit Nachrichten geflutet. Wenn im Schnitt eine pro Tag kommt, dann ist das schon viel. Inhaltlich gibt es:

  • Teaser fuer die neuen Folgen
  • Hinweise auf begleitende Videos
  • Ankuendigungen von neuen Formaten

Und vielleicht hier und da mal ein Foto von meinen Tech-Abenteuern und aus meiner Wahlheimat Taiwan!


Project Q*

Das grosse Ziel von OpenAI war und ist die Entwicklung einer AGI also einer allgemeinen kuenstlichen Intelligenz. Erst diesen Monat sagte Altman in einem Interview, dass GPT-5, das grosse Sprachmodell der naechsten Generation, eine Form der Superintelligenz sein koennte. Superintelligenz? Schlauer als Menschen… vielleicht sogar als wir alle zusammen!

Einem Bericht von Reuters zufolge ermoeglicht ein neuer Durchbruch unter der Leitung des OpenAI-Chefwissenschaftlers Ilya Sutskever dem Unternehmen die Nutzung synthetischer Daten, um Probleme zu loesen, die die AI bisher nicht kannte.

Intern nannte man diese neue Art des Trainings und der Arbeit mit kuenstlicher Intelligenz Project Q* und es wurde dem Vorstand erstmals kurz vor der Entlassung Altmans vorgestellt. Von all dem was man bisher weiss, kann davon ausgegangen werden, dass Q* die Faehigkeit der AI zur Loesung mathematischer Probleme verbessern wird…. zuvor ein Grenzbereich in der generativen AI-Entwicklung!

DALL-E3 “This image blends elements of dystopian technology with a foreboding portrayal of advanced AI, set in a modern digital art style”

Mathematik oder nichts als die Wahrheit

Waehrend aktuelle Modelle sensationell gut darin sind Texte und Bilder zu produzieren, tun sie sich ziemlich schwer damit richtig zu liegen. Vor allen Dingen wenn es nur eine moegliche Antwort gibt. AGIs muessen Probleme nicht nur lernen, sondern auch verstehen koennen und genau dafuer ist ein tiefes Verstaendnis der Mathematik erforderlich… das, so berichtet Reuters, sei nun einem Team von OpenAI gelungen.

Laut dem Reuters-Bericht warnten mehrere Forscher in einem Brief an den Vorstand vor der Entdeckung und der Tatsache, dass sie die Menschheit(!) bedrohen koennte, wenn sie nicht kontrolliert wird. Die Verfasser des Briefes bleiben anonym, aber es wird vermutet, dass dies den Vorstand veranlasst hat, gegen Altman vorzugehen.

Andere Bedenken in dem Brief an den Vorstand bezogen sich auf die Geschwindigkeit, mit der OpenAI Fortschritte kommerzialisierte, bevor es man sich ueberhaupt der gesellschaftlichen Auswirkungen bewusst war und ist. Genau aus diesem Grunde regten die Forscher:innen an, eine Bestandsaufnahme der aktuellen Entwicklungen vorzunehmen und die Bemuehungen, mit den jetzigen Tools Geld zu verdienen, zu pausieren.

Fazit: Das OpenAI der Falken ist da!

GPTs veraendern alles und eine transparente Debatte ueber diese Auswirkungen ist von entscheidender Bedeutung!

Was wir in den letzten Tagen erlebt haben, das war tatsaechlich ein Kampf um den Kern, die Strategie und vielmehr noch die Philosophie des Unternehmens. Als OpenAI 2015 startete, wollte man noch AI auf Open-Source Basis entwickeln. Open und transparent ist bei dieser Firma inzwischen gar nichts mehr!

Das verantwortungsbewusste Streben nach einer sicheren AGI hier und der Wunsch aus den Fortschritten der eigenen AI Kapital zu schlagen dort! Der unvergleichbare Aufstieg von OpenAI, die heftigen Investitionen Microsofts und die generellen Auswirkungen dieser Entwicklungen auf saemtliche(!) Branchen… dieser Erfolg hatte den Falken innerhalb dieses Unternehmens mehr und mehr Macht verliehen.

Altmans Rauswurf war ein verzweifelter Versuch, sich wieder in Richtung der eigenen Wurzeln zu bewegen und auf die Bremse zu treten. Das ist nicht nur fehlgeschlagen, sondern wir alle koennen uns sicher sein, dass das vorherige Brems- nun durch ein zweites Gaspedal ersetzt wurde. Dafuer werden Altman, die Investoren und der kommende Vorstand schon sorgen.

Und genau das bereitet mir tatsaechlich ein wenig Sorgen!


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Sascha