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Darum verlaesst MeTacheles Substack

Darum verlaesst MeTacheles Substack

In einer Welt, in der offene Protokolle und Open Source Loesungen das Ende der Gatekeeper und zentralen Distributionskanaele eingelaeutet haben, gibt es keine Ausreden mehr wenn es darum geht, sich gegen wirre Content-Policies der Plattformen zu positionieren. MeTacheles zieht bei Substack die Reissleine!

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Ganz wichtig: Den Podcast koennt ihr hier direkt oben im Browser, aber auch auf diversen Plattformen wie u.a.

Apple - Spotify - Google - Amazon oder als RSS-Feed anhoeren und abonnieren. Gerade Apple & Spotify-Abrufe helfen dem Format, denn dort gibt es entsprechende Rankings!

Wenn ihr dann dort noch MeTacheles bewerten koenntet, ja vielleicht gar einen Feedback-Kommentar hinterlassen wuerdet… Dankbarkeit und unendliches Glueck waeren euch umgehend sicher!


👻 MeTacheles zieht um

Als es im Oktober 2020 darum ging einen neuen Newsletter rund um die Arbeit im Home-Office zu starten, fiel die Wahl der passenden Plattform schnell auf Substack. Einfach, kostenlos, schnell. Ich wollte schreiben und nicht (wieder) mein eigener Server-Admin, Frontend-Designer und SEO sein. Das habe ich viel zu lange gemacht und ganz ehrlich…, ich halte es inzwischen fuer nahezu ueberfluessig.

Als aus dem Stbnhckr-Podcast/Newsletter dann im Maerz 22 MeTacheles wurde, war Substack mit Abstand die beste Kombination aus Blog/Newsletter und Podcast-Hosting, die ich mir haette wuenschen koennen. Ueber die kommenden Monate hatte ich das Gefuehl, dass hier etwas entsteht und zwar nicht um den Suchmaschinen zu gefallen, sondern Autor:innen, Journalist:innen, Blogger:innen und all denen, die schreiben und sich mit ihren Leser:innen austauschen wollen.

  • Eine tolle App
  • ein Kurznachrichtendienst
  • Podcast- und Videohosting
  • Einfache Bezahlschranken-Integration
  • Kontinuierliche Updates

Nie zuvor habe ich mich von einer Publishing-Plattform so verstanden gefuehlt. Da arbeiteten Menschen im Hintergrund, die offenbar wussten, was ich brauche. Friede, Freude, Eierkuchen!

MeTacheles wuchs (wenn auch staerker auf LinkedIn und bei den Podcast-Abrufen) vor allen Dingen durch die neuen Abos, die aus dem Substack-Netzwerk heraus generiert wurden. Das sah 2023 so aus:

Ich hab die Tabelle mal nach den Quellen sortiert, die mir die meisten neuen Abos gebracht haben. Dieser Netzwerkeffekt ist enorm und ja, dadurch ist natuerlich auch eine gewisse Abhaengigkeit bei mir entstanden. MeTacheles ist schliesslich mein Job! Ich bin auf die Einnahmen, die dieser Newsletter und der begleitende Podcast generieren, angewiesen. Ohne Wenn und Aber! Und hilft es natuerlich dein eigenes Format wachsen zu sehen… letztendlich gefaellt dies ja auch meinem Sponsor:


Werbeeinschub: Great Place To Work und dann auch noch aus meiner alten Heimat. Die Itemis AG ist einer dieser Hidden Champions, die zeigen wie wichtig mittelstaendische Unternehmen fuer den Standort sind und dazu auch ein Beispiel fuer progressiven und nachhaltigen Wandel!
Ob Feel Good Manager oder der Einsatz fuer digitale Barrierefreiheit, die itemis AG setzt hier auf verschiedensten Gebieten dicke Ausrufezeichen!

Egal von wo aus du arbeiten möchtest, wir zwingen niemanden ins Büro zu kommen. Nicht einen Tag, nicht zwei, nicht drei Tage.

Wenn du mithelfen moechtest, die Zukunft der Mobilitaet, AI-Projekte von Morgen oder gar die Werkzeuge zu erstellen, die all dies moeglich machen…
» HIER GIBT ES FREIE STELLEN « und deine Chance zu zeigen, wieviel Talent in diesem Land steckt. Machen!


Das war jetzt schon ein wenig geil, oder? Also dieser Einschub 😎 Ich hoffe ihr nehmt mir das nicht uebel, denn ohne diese Truppe waere dies hier nicht moeglich. Die supporten mich umfaenglich und machen all das mit, was in den letzten 12 Monaten unserer Zusammenarbeit entstanden ist. Dafuer bin ich so unfassbar dankbar und weiss auch, dass viele Kolleg:innen halt dieses Glueck nicht haben und umso mehr auf die Netzwerkeffekte dieser Plattform hier angewiesen sind.

All das was ich in meiner Blogging-Karriere auf die Medien-Strasse gepackt habe, egal welches Format, welche Brand, welches Thema… all das hatte durch die Bank weg einen idealistischen Ansatz. Das hat den monetaeren Erfolg diverser Projekte immer wieder eingebremst, aber es hat vor allen Dingen auch dafuer gesorgt, dass ich Nachts ruhig schlafen und am naechsten Morgen ebenso entspannt in den Spiegel gucken konnte.

Gut, letzteres wird mit dem zunehmenden Alter zu einer immer groesseren Herausforderung, aber ich bin davon ueberzeugt, dass ich meine Ideale umsetzen konnte: Ehrlichkeit, Direktheit, Leidenschaft, Transparenz und das konsequente Eintreten gegen jegliche Form der Diskriminierung! Ob Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe… was auch immer. Wenn du verrueckt nach Tech bist, wenn du jeden Tag aufstehst und Bock darauf hast mehr ueber die neuesten Entwicklungen zu erfahren, dann kannst du weder rechts, noch rechtsextrem, rechtspopulistisch, Faschist oder Nazi sein.

Es schliesst sich komplett aus, denn die Worte die ich mit euch zu den diversen Themen teile entstehen auf Produkten, die von extrem diversen Teams entwickelt werden. Oder lasst es mich mit Lt. Gen. Jay Silveria von der US-Air Force Academy sagen:

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Das macht die globale Tech-Community aus… Diversity! Und das bedeutet auch, dass die diejenigen, die diese heterogenen Strukturen, unsere taeglich gelebte Vielfalt zerstoeren wollen, Tech und Fortschritt ausbremsen… mehr noch, sie zerstoeren diese wunderbaren weltweiten Communities. Und spaetestens dann muss ich auf die Bremse treten!

🙈 Substack monetarisiert Nazi-Content!

Wer glaubt, dass der Wechsel von Substack ein emotionaler Schnellschuss waere… nein. Im Gegenteil! Die Nummer ging bereits im April 2023 los, als der Substack CEO im The Verge Interview folgendes von sich gab:

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Substack CEO
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Wait. Hold on. In America in 2023, that is not so extreme, right? “We should not allow as many brown people in the country.” Not so extreme. Do you allow that on Substack? Would you allow that on Substack Notes?

I think the way that we think about this is we want to put the writers and the readers in charge–

No, I really want you to answer that question. Is that allowed on Substack Notes? “We should not allow brown people in the country.”

I’m not going to get into gotcha content moderation.

This is not a gotcha... I’m a brown person. Do you think people on Substack should say I should get kicked out of the country?

I’m not going to engage in content moderation, “Would you or won’t you this or that?”

That one is black and white, and I just want to be clear: I’ve talked to a lot of social network CEOs, and they would have no hesitation telling me that that was against their moderation rules.

Yeah. We’re not going to get into specific “would you or won’t you” content moderation questions.

Why?

I don’t think it’s a useful way to talk about this stuff.

Lasst das mal ganz in Ruhe sacken… Substack CEO Chris Best hat einfach keinen Bock auf Content Moderation. Das war fuer mich das erste fette Warnsignal. Aber damit nicht genug, denn im November platzte in The Atlantic ein kleines Boembchen… die nicht vorhandenen Content Moderation-Infrastrukturen auf Substack, erlaubten es Faschos nicht nur Newsletter zu publizieren, sondern selbige auch noch zu monetarisieren. Und daran verdient Substack nun einmal!

“Some Substack newsletters by Nazis and white nationalists have thousands or tens of thousands of subscribers, making the platform a new and valuable tool for creating mailing lists for the far right. And many accept paid subscriptions through Substack, seemingly flouting terms of service that ban attempts to ‘publish content or fund initiatives that incite violence based on protected classes’...Substack, which takes a 10 percent cut of subscription revenue, makes money when readers pay for Nazi newsletters.”

Was folge war ein Aufschrei in der Substack-Community… also zumindest bei denen, die nun endlich eine Erklaerung forderten:

We, your publishers, want to hear from you on the official Substack newsletter. Is platforming Nazis part of your vision of success? Let us know—from there we can each decide if this is still where we want to be.

Signed,

Substackers Against Nazis

Die Antwort liess auf sich warten… aber sie kam und sie war enttaeuschend:

I just want to make it clear that we don’t like Nazis either—we wish no-one held those views. But some people do hold those and other extreme views. Given that, we don't think that censorship (including through demonetizing publications) makes the problem go away—in fact, it makes it worse.

Das kann man alles so hinnehmen und schlucken… ja sich vielleicht in den “Freedom of Speech”-Cocoon lullen lassen und sagen: hey, es gibt ja auch im Internet Nazi-Content. Alles richtig, aber scrollt noch einmal hoch und schaut euch die Entwicklung der Abozahlen von MeTacheles an und wo diese Subs herstammen. Und jetzt lasst mal die Statements bzgl Content Moderation aus dem The Verge Interview sacken.

Substack ist nicht das Netz, es ist eine in sich geschlossene homogene (wohlgemerkt nicht bzgl der Inhalte) Content-Distributions-Maschine und die funktioniert unvergleichbar gut. Nirgendwo habt ihr die Moeglichkeit so viele neue Abonnent:innen aus einem Netzwerk heraus zu bekommen. Nirgends!

Und genau das macht Substacks Position so gefaehrlich und genau deshalb ziehe ich die Reissleine!

👊 Anstand schlaegt Erfolg

Waehrend in Deutschland Nazis planen, meine Freund:innen und Mitbueger:innen, die ich zum Teil seit dem Kindergarten kenne, zu deportieren. Waehrend in meiner alten Heimat die Strassen taeglich vollgepackt sind mit Menschen, die friedlich und kreativ fuer unsere demokratischen Werte einstehen… in so einer Zeit kann ich das Geschaeftsmodell von Substack nicht weiter unterstuetzten. Hier gibt es fuer mich keine 2 Meinungen und wie schon bei meinem fruehen Twitter-Rueckzug im Oktober 2022, auch nur eine Konsequenz: Weg hier!

Auf solchen Plattformen weiterhin aktiv zu sein, das erfordert zunehmend, dass wir unsere Werte kompromittieren

Wer heute noch auf Twitter ist, akzeptiert mit jeder Sekunde dort stillschweigend das Verhalten des Besitzers dieser Plattform. Ein Mann, der offen rassistische Statements teilt und Fake News multipliziert. Der antisemitische Verschwoeungstheorien verbreitet und vom grossen Reset schwurbelt.

Auf solchen Plattformen weiterhin aktiv zu sein, das erfordert zunehmend, dass wir unsere Werte kompromittieren. Wegschauen bei Fehlinformationen, Extremismus, Missbrauch und Belaestigung. Und jetzt erzaehlt mir noch, dass wir diesem Hasspool mit Fakten und Empathie entgegnen koennen. Bullshit!

Substack bietet inzwischen einen aehnlichen Naehrboden!

💪 Protokoll schlaegt Plattform

MeTacheles wird in der naechsten Woche rueber nach Ghost ziehen. Eine Open Source Plattform, die mir viel mehr Moeglichkeiten bietet, MeTacheles unabhaengiger macht und das Fundament fuer die naechsten Jahre legen wird.

Nein, das wird nicht leicht werden… der Netzwerkeffekt der Substack-Community wird fehlen und auch die direkten Empfehlungen innerhalb der Autor:innen-Blase. In einer Zeit, in der die Google News von Fake AI-Inhalten ueberschwemmt werden, die an die Google Adsense SEO-Linkfarmen der fruehen 2000er erinnern. In einer Welt, in der unsere Social Networks mit Algorithmen Muell ueberschwemmt werden, die nur eine Aufgabe haben: den jeweiligen Clout Score der Verfasser:innen zu naehren…. in so einer Zeit ist es wichtiger denn je, die richtige Entscheidung fuer die Zukunft zu treffen.

Plattformen sind sowas von Web 2.0 und nein, das Web 3.0 ist nicht dieser feuchte Traum der Crypto-Bros, sondern es wird ueber ein Protokoll definiert, welches uns die so wichtigen dezentralen Strukturen ermoeglichen wird.

Ich glaube, dass dies in Zukunft ActivityPub sein wird und ich glaube auch, dass ich dann bei Ghost richtig aufgehoben bin!

💡 Was ihr wissen muesst

Um es einfach zu machen: Fuer euch aendert sich erstmal nichts. Dennoch moechte ich euch bitten die Email noreply@metacheles.ghost.io zur Sicherheit auf die Non-Spam Liste eures Emailproviders zu packen.

Ebenso wird sich fuer alle User:innen von Podcatchern der RSS-Feed zur Tonspur aendern und zwar in https://feeds.transistor.fm/metacheles - Ich wechsle rueber nach Transistor und bin mir sicher, dass die ersten Wochen auch hier einen Trafficeinbruch erleben werden.

Bitte kommt gerne in unseren WhatsApp bzw Telegram-Kanal. Hier koennt ihr mich immer direkt erreichen und aktuelle Updates werde ich dort auch zuerst veroeffentlichen.

🙏 Worum ich euch bitten moechte

Ich brauche eure Hilfe. Das meine ich wirklich so. Die naechsten Wochen und Monate werden fuer MeTacheles weitaus schwieriger als auf Substack. Die Sichtbarkeit wird erstmal abnehmen und Netzwerkeffekte komplett wegbrechen.

Nein, nicht ganz… denn wenn ihr, die ihr MeTacheles bereits abonniert habt, mir ein klein wenig unter die Arme greifen und durch die kommenden Wochen tragen koenntet, dann waere das einfach nur sensationell.

Ich mache das zu viele Jahre, als dass ich mich naiv in so eine Nummer stuerze, aber ich weiss auch, dass dies trotz all des Gegenwinds bzw. Uphill Battles der mich jetzt erwartet, die richtig Entscheidung ist.

Anstand ist nicht verhandelbar. Ist der vorhanden, dann weisst du was zu tun ist!

Bleibt gesund,

Sascha

P.S. Mir geht es nun, nachdem ich mir das von der Seele gebloggt habe, tatsaechlich viel besser. Ich rede nicht um den heissen Brei rum wenn ich sage, dass ich auch ein wenig Angst hatte vor diesem Schritt. Nachdem ich das alles noch 2 mal gelesen habe weiss ich…. This is the way!

🗣️ Feedback geben

Ja, ihr koennt nun auch Teil vom MeTacheles Podcast und dem Newsletter werden. Wie? Einfach auf diesen Link https://t.ly/hallo klicken, kurze Sprachnachricht hinterlassen und dann geht es ab in die naechste Ausgabe!

Also, was haltet ihr von der aktuellen Ausgabe? Ich bin wirklich gespannt!

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