Intel & TSMC kommen - Deutschland meckert!
Halbleiter-Massenproduktion in Deutschland? Das war einmal, soll sich nun aber wieder aendern. Intel in Magdeburg und TSMC in Dresden (dort mit Bosch, Infineon und NXP) stehen in den Startloechern, um neue Fabs zu bauen. Was vor 5 Jahren noch wie ein Wunder geklungen haette, wird jetzt bereits von einigen Bedenkentraegern kritisiert. Ein Rant auf die Zukunft des Standortes!
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TSMC - Bedenken first, Zukunft second!
Die Nachricht, dass sich der taiwanesische Halbleiterhersteller TSMC in Dresden niederlaesst, hat nicht nur Begeisterung ausgeloest. In der Welt der Zahlen und Diagramme ziehen die Oekonomen angesichts der hohen Subventionssumme die Stirn in Falten. Waehrend sich die Buehne für den großen Auftritt von TSMC in Dresden mitsamt seiner Subventions-Ouvertuere vorbereitet, stehen auch die diversen Wirtschaftskritiker im Rampenlicht.
Christoph Schmidt, der Maestro des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, gibt sich zurueckhaltend und wirft einen Seitenblick auf die moegliche Zugabe der Subvention fuer die deutsche Wirtschaft. Mit einem verschmitzten Grinsen fragt er sich, ob dieses finanzielle Staendchen am Ende besser harmoniert, als die gleiche Symphonie von Mitteln in die Komposition von Forschung und Entwicklung für Speichertechnologien oder den Aufbau einer orchestralen Infrastruktur für den Import und die Leitung von Wasserstoff zu investieren. Schmidts skeptischer Tonfall hallt wie eine gut getimte musikalische Pause in den Seiten der "Rheinischen Post" nach.
Es ist durchaus zweifelhaft, dass eine solche Subvention für ein einzelnes Vorhaben selbst im besten Falle dem Standort Deutschland auf lange Frist mehr bringen koennte, als wenn man die gleichen Mittel in die Forschung und Entwicklung etwa von Speichertechnologien oder in die Infrastruktur für den Import und Transport von Wasserstoff stecken würde
Und damit ist eigentlich schon der Punkt erreicht, an dem ich dem Herrn Kapellmeister darum bitten moechte, bereits nach dem 1. Akt den Vorhang fallen zu lassen.
Dabei gibt es ja durchaus objektivere Statements zur aktuellen Spielzeit:
Marcel Fratzscher, der Dirigent des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), findet sich in einem Duett der Perspektiven wieder, wenn er auf die Buehne blickt. Mit einer Mischung aus Beifall und vorsichtiger Skepsis orchestriert Fratzscher seine Gedanken, wuerdigt das potenzielle Crescendo der Chipfabriken als eine Melodie der Verheissung, aber auch ein Gluecksspiel auf das Morgen. Zumindest interpretiere ich so sein Staendchen im Tagesspiegel. Wie ein Maestro, der die Noten aufzaehlt, hebt er allein fuer diese beiden Fabriken einen gewaltigen Subventionsaufwand von 15 Milliarden Euro hervor.
Mit feinem Gehoer lauscht er nach dem Echo der wirtschaftlichen Harmonie und betont, dass diese Steuer-Auffuehrung nur dann stimmig ist, wenn sie mit dem regionalen Rhythmus harmoniert und ueber die Chip-Symphonie hinaus neue Melodien der Innovation und Arbeitsplaetze schafft. Klar, er begruesst die Wahl der sachsen-anhaltinischen und saechsischen Konzerthaeuser und erhebt den Staffelstab zu der Vorstellung, dass diese Orte eine wohlklingende Wette auf die Zukunft sind, die moeglicherweise den Rahmen fuer Ostdeutschlands eigene wirtschaftliche Sonate bildet, die sich von den anderen Akkorden der Nation unterscheidet.
Mit einem mahnenden Nicken weist er jedoch darauf hin, dass mehr als nur eingaengige Melodeien erforderlich sind - ein einladender Chor, infrastrukturelle Crescendos und Investitionen in Bildung und Innovation muessen sich harmonisch einfuegen. Nur so lassen sich professionelle Musiker ansiedeln, zum Mitmachen bewegen und potenziell fuer stehende Investitions-Ovationen sorgen!
Chip Chip Hurra vs LinkedIn-Michel
Und damit beende ich die musikalische Therapiesitzung. Seht es mir nach, aber irgendwie musste ich die diversen Statements der letzten Tage auch fuer mich persoenlich verarbeiten und bevor ich mich direkt zum Anfang in einem aeusserst undiplomatischen Rant verliere, habe ich versucht den ersten Geigen der deutschen Wirtschaft zu lauschen. Schlimm nur, dass diese auch einen entsprechenden Eindruck bei den Seitenzupfern auf LinkedIn hinterlassen!
Was ich allein in der letzten Woche fuer sensationelle Kommentare in Richtung “ein Arbeitsplatz kostet den Steuerzahler 2.5 Mio Euro. !!!!11elf” verarbeiten musste… ehrlich, da zweifelst du durchaus daran, wie die sich unfallfrei und unbetreut fuer diese Plattform anmelden konnten. Ich denke ich muss euch hier nicht erklaeren, wie Wertschoepfungsketten aussehen, welche Peripherie sich rund um derartige Fabs bildet und was es letztendlich fuer Unabhaengigkeit des Standorts bedeuten kann… und wird!
Ein Blick nach Hsinchu (hier in Taiwan), Austin, aber zukuenftig auch Phoenix und Kumamoto zeigt, welchen Einfluss diese Fabs, nicht nur auf die infrastrukturellen Entwicklungen haben.
Schauen wir uns die von TSMC geplanten Fertigungstechnologien an, dann geht man hier zwar auf Nummer sicher, liefert aber letztendlich das ab, was die Kunden in Europa benoetigen: 28 und 22 nm in planaren Prozessen und 16 bis 12 nm fuer FinFET-Loesungen. Damit kopiert man die Strategie der Fab in Japan und deckt einen extrem grossen Markt abgedeckt. U.a. auch fuer die heimische Automobil-Industrie!
Moment! Autos? Chips? Da war doch was, oder?
Laut internen Unterlagen rechnet der Konzern damit, in diesem Jahr mehr als 800.000 Fahrzeuge weniger zu produzieren, als geplant ist. Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von 30.000 Euro pro Fahrzeug beträgt der entgangene Umsatz demnach 24 Milliarden Euro. Quelle
Das ist nicht nur gerade einmal 2 Jahre her, diese Krise wirkt nicht nur immer noch nach… nein, der komplette Ausfall fuer die OEMs, deren Zulieferern und damit der Gesamtindustrie, dieser wiegt ungleich schwerer als 15 Mrd Euro Subvention in die Ansiedlung von Intel und TSMC. Quetscho Gonzales… das kann man doch nicht so schnell vergessen, oder?
Noch im Dezember 2021 forderte Daniel Zwick in der Welt “Deutschland braucht einen Plan B zum alten Wirtschaftsmodell einer kooperativen Welt”
Wann sich die Situation wieder normalisiert? Völlig offen. Der Erfolg der deutschen Industrie, das Wirtschaftswachstum im Land, hängt ab vom Wohlwollen asiatischer Halbleiterproduzenten. Die haben sich bisher weder von Anrufen hochbezahlter Konzernchefs noch von Briefen nationaler Minister oder EU-Kommissare sonderlich beeindrucken lassen.
Deutschland und Europa brauchen dringend einen Plan B zum alten Wirtschaftsmodell einer kooperativen Welt. Sonst kommt der nächste Engpass von ganz allein.
Damit liegt er selbstverstaendlich auch heute noch richtig, im Gegensatz zu den Eingangs abgefruehstueckten Dirigenten. Letztere haetten sich ja auch einmal die wirtschaftliche Entwicklung des “Silicon Saxony” in der Krisenzeit anschauen koennen:
Sachsen ist zu einem der bedeutendsten Standorte für Mikroelektronik in Europa aufgestiegen. Rund 2300 Unternehmen mit insgesamt 60.000 Beschäftigten sind nach Auskunft des sächsischen Wirtschaftsministeriums in der Branche tätig. Sie erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von 14 Milliarden Euro. Quelle
Mehr Fakten & Bock auf Zukunft!
Trotz all der Kritik, die ich viele Jahre lang ueber Deutschland kueble… ich war immer auch ein Standort-Lobbyist. Ich sehe doch tagtaeglich was wir drauf haben und koennen… Also wenn wir wollen!
Wenn du das Privileg geniessen durftest, ueber 20 Jahre durch die Weltgeschichte zu tingeln, dann veraendert sich die Perspektive auf deine alte Heimat. Und zwar verdammt positiv! Das liegt vor allen Dingen an der immer noch unerreichten Position der Marke “Made in Germany” oder wie ich es in meiner “neuen Heimat” gerne erklaere: wenn du hier in Taiwan ein Produkt nicht verkaufen kannst, pack ne Deutschlandflagge und ein Made in Germany drauf.
Das geht so weit, dass wir hier dutzende(!) Birkenstock-Laeden, mehrere Deutsche Reformhaeuser und unzaehlige Faber-Castell, Lamy, Vorwerk… ”ach wat weiss ich denn nicht alles noch fuer Stores” haben!
Wenn es nun Intel und TSMC schaffen, die saechsische Erfolgsgeschichte fortzusetzen, dann bedeutet dies auch eine weitere Staerkung der Marke Deutschland.
Und genau das werden sie tun!
Ich fordere mehr Sachlichkeit, mehr faktenbasierte Statements und so ein wenig mehr Habeck und Bock auf Zukunft bzw. wie man diese auch transparent und authentisch kommuniziert!
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Einfach mal nen Wald pflanzen!
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Die Reihe BOP (Best of Palle) reanimiert zuvor veroeffentlichte Artikel von mir. Diese koennen bereits Online, aber auch in Magazinen, persoenlichen Blogs oder Studien erschienen sein. Selbst Keynotes der letzten Jahre werde ich in Textformen giessen. Es handelt sich hier aber nicht um 1:1 Kopien. Im Gegenteil! Die Inhalte werden umfangreich ueberarbeitet, ergaenzt und neu aufbereitet.
Bisher sind uebrigens 2 Ausgaben erschienen:
und
Die BOPs beinhalten keine Podcasts & sind nur fuer Paid-Subscriber:innen von MeTacheles lesbar. Die diversen Abo-Modelle findet ihr hier und natuerlich gehen dabei wieder 30% der Einnahmen in den MeTacheles-Wald. Mit eurer Hilfe wurden bereits hunderte Baeume in Nepal, Madagaskar, Bolivien, Indien, Portugal, Kamerun und Thailand gepflanzt. Damit werden u.a. Aufforstungsprojekte, Indigene und Kakaobauern, Tiger-Reservate und der Amazonas unterstuetzt.
An dieser Stelle gibt es eigentlich immer Textzeilen von Songs, die mich beruehren und/oder gepraegt haben. Heute “nur” ein Video, das mich zutiefst beeindruckt. SO sehen Rockstars aus!
P.S. Hoert euch unbeding seine motivierenden Worte zum Schluss an. So grossartig!
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🙋♂️ Und sonst so?
Tja, da hatte ich breit und lang das Interview mit Johannes Knapp angekuendigt und nun gibt es ne Ladung Chip-Produktion. Aber ich denke ihr seht es mir nach, dass ich auf diese aktuellen Entwicklungen einfach reagieren musste!
Johannes und unser Talk rund um Techbloggingkarrieren, der kommt dann in der naechsten Woche. Kurz bevor ich mich dann fuer eine Woche in den Norden Taiwans verfrachten werde, um mal eine Woche zu fasten.
Ich bin jetzt schon gespannt, wie dieses Experiment ausgehen wird!
Bleibt gesund…